„Die Nachtwache“ von Bora Chung: Karma, mach mir Angst

Rezension: Als meisterhafte Meisterin des Horrors analysiert die koreanische Autorin den Schaden, den Menschen einander, aber auch Tieren zufügen. ★★☆☆☆
Der koreanische Schriftsteller Bora Chung. HYEYOUNG/RIVAGES
Wer Nachtwächter im „Forschungszentrum“ werden möchte, muss sich dessen Mysterium stellen. Der Job besteht darin, durch „Korridore, die existieren oder nicht existieren“, zu gehen, sich nie umzudrehen und niemanden anzusprechen. Es ist strengstens verboten, die Labortüren zu öffnen. Seltsame Geräusche muss man ignorieren. Das Schlimmste sind die dort aufbewahrten Spukobjekte. Die Alte erzählt bereitwillig, wie sie diejenigen in den Wahnsinn trieben, die mit ihnen in Berührung kamen. Ein mit einem Vogelmotiv besticktes Seidentaschentuch riss eine Familie auseinander, ein Turnschuh mit Schafskopf traumatisierte einen auf Paranormales spezialisierten YouTuber … Und die Katze mit dem durchbohrten Hals streift umher und fragt alle: „Aber warum hat sie mich getötet?“ Die Koreanerin Bora Chung, eine erfahrene Meisterin des Terrors, analysiert den Schaden, den Menschen einander, aber auch Tieren zufügen. In ihrem Fall sind böse Elemente nichts weiter als eine Vergeltung des Karmas.

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